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Von Freiheit und verlorenen Kindern
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Das fahrende Volk der Jenischen lud von Freitag bis Sonntag zur vierten Fekker-Chilbi in Brienz  - und erinnerte an die Hunderten gestohlenen Kinder der Landstrasse.

Das Bild erscheint unwirklich. Hier die stolzen Chalets an der Brienzer Uferpromenade. Dort der See, der in die herbstliche Bergkulisse mündet. Und dazwischen der Wohnwagen von Martha Minster und ihrem Mann, welcher mit Ach und Krach zwei Zuckerwatten spinnt. Es ist Fekker-Chilbi in Brienz, der Märit der Jenischen, heuer bereits zum vierten Mal. Es ist die Chilbi, die zusammenbringt, was sich nicht kennt. Die Begegnungen ermöglicht zwischen den fahrenden und den sesshaften Schweizern. Denn dass sie Schweizer sind, betonen die Jenischen gerne. Dass sie genauso patriotisch sind. Wenn nicht gar eine Spur patriotischer, archaischer, urschweizerischer.

Die Marktstände der Fekker-Chilbi sehen aus wie aus dem Bilderbuch. Hier findet man nicht die immer gleichen Stände mit Magenbrot und Schuhwichse wie an den Dorfmärkten. Auch keinen Ramsch wie an den Trödlermärkten. An der Fekker-Chilbi verkaufen herausgeputzte jenische Frauen ausgesuchte Raritäten. Wertvolle antike Holzmöbel und alte Scherenschnitte. Retro-Spielautomaten und hochhackige Stöckelschuhe.

Es sind die Trouvaillen der Hausierer. Sie erzählen von der Freiheit der Fahrenden. «Wir sind frei wie die Vögel», schwärmt Alfred Werro. Er fährt wie die anderen 3000 bis 5000 Schweizer Jenischen, die noch nach ihrer traditionellen Kultur leben, von Frühjahr bis Herbst quer durch die Schweiz. Höchstens vier Wochen dürfen sie an einem Standplatz bleiben, dann ziehen sie weiter. An jedem neuen Ort gehen sie von Haustür zu Haustür, fragen nach Antiquitäten, Altmetall und nach Messern zum Schleifen.

Ein Hirsch steht ausgestopft und doch mit seiner gesamten Würde da und wartet, während am Stand gegenüber Hirschwürste verkauft werden. Von weitem erklingt Schwyzerörgeli-Musik. Ländler ist die Musik der Schweizer Jenischen, das Beweisstück ihrer helvetischen Tradition. Am Himmel dröhnen Kampjets und erinnern an das Böse.

Auch die Fekker-Chilbi erinnert in Filmen, mit Kunst und Diskussionen an ein dunkles Kapitel Schweizer Geschichte: 586 jenische Kinder wurden zwischen 1923 und 1972 vom «Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse» der Pro Juventute von ihren Eltern getrennt und in Heime, Psychiatrien oder Gefängnisse gesteckt. Sie sollten zu «brauchbaren Gliedern der Gesellschaft» erzogen werden. Die «Vaganität» musste ausgerottet werden. Wer seine Kinder noch hatte, war jahrzehntelang auf der Flucht. «Wir konnten nicht zur Schule, die Angst war immer da», erzählt Werro, an seinen Marktstand gelehnt.

Nicht nur er – fast alle Jenischen an der Fekker-Chilbi sind direkt oder indirekt betroff en. Die Angst vor den «Sesshaften» wird an die nächsten Generationen weitergegeben. Die Fekker-Chilbi sei deshalb auch da, um die Fahrenden den «Sesshaften» wieder anzunähern und nicht nur umgekehrt, sagt Organisatorin Sandra Bosshart von der Radgenossenschaft der Landstrasse. Gestoppt wurde das «Hilfswerk» erst vor 40 Jahren (siehe Interview). Doch da war es für die meisten Betroffenen schon zu spät. Zurück blieben irre Mütter und verwundete Seelen.Noch heute tauchten immer wieder ehemalige «Kinder der Landstrasse» auf, die auf der Suche nach ihren Wurzeln seien, sagt Werro.

In Martha Minsters Topf kochen Schweinswürste, und auf den Festbänken sitzen alte Bekannte. Auch sie war ihren Eltern gestohlen worden. Die 71-Jährige schluckt leer. Ihre Geschichte ist lang und traurig. Ihre Kindheit ein Drama. Die Familienzusammenführung ein Desaster. Immerhin hatte sie ihre Mutter noch kennen gelernt. «Ich konnte ihr die Frage stellen, die mich während meiner Kindheit auffrass: weshalb sie mich nie besucht hatte.»

Nebenan dreht das fast schon historische Karussell seine Runden. Drei Kinder kreischen vor Freude.

Zur Sache:

«Unter dem Teppich»

Herr Caprez, können Sie sich noch daran erinnern, als eine jenische Mutter 1971 bei Ihnen im Büro stand und ihre Geschichte erzählte?

Ja. Ich konnte nicht glauben, dass das wahr war: Die Pro Juventute habe ihr alle fünf Kinder weggenommen, weil sie eine Jenische sei und im Wohnwagen leben wolle. 1952 wurde sie schwanger verhaftet. Das Kind wurde ihr nach der Geburt umgehend weggenommen. 

Die Pro Juventute war damals eine angesehene Schweizer Institution. Die Frau hingegen war bereits vor Bundesgericht abgeblitzt. Weshalb glaubten Sie ihr?

Weil ich überzeugt war, dass sie nicht lügt. Sie erzählte alles so eindrücklich – solche Details kann man nicht erfi nden. Ausserdem fand ich bald glaubwürdige Zeugen.

Wie waren die Reaktionen auf den ersten Artikel im «Beobachter»?

Es gab extrem viele Reaktionen, und fast alle waren gegen mich. Auch die Presse

sprang nicht auf. 

Wann kam die Wende?

Erst in den 80er-Jahren. Der neue Generalsekretär der Pro Juventute zeigte mir den Aktenberg über die Kinder der Landstrasse: Jeder abgefangene Brief, jedes Detail über die knapp 600 Kinder war magaziniert. Da kam alles aus, und es ging eine Welle der Entrüstung durch die Schweiz.

Wie kam es, dass dieses Unrecht nicht vorher an die Öff entlichkeit gelangt war?

Die Pro Juventute war eine heilige Kuh, und das «Hilfswerk» wurde von Bund, Kantonen und Gemeinden getragen. Man schaute das Vagantentum als Krankheit an, die sich auf Kinder überträgt. Die Propaganda zeigte stark verwahrloste Kinder – die Bevölkerung meinte, das Projekt sei eine gute Sache. Die echten Fotos zeigten dann ein ganz anderes Bild der Jenischen.

Was passierte danach mit den auseinandergerissenen Familien?

Man führte einzelne Familien zusammen. Es war eine Katastrophe, eine riesige Enttäuschung. Den Kindern war bisher erzählt worden, ihre Mütter hätten sie verlassen. Dieses falsche Bild der Eltern liess sich nicht einfach so ändern.

Haben die Jenischen seither wieder an Selbstvertrauen gewonnen?

Ja. Die Alten sind zwar immer noch zusammengestaucht, aber die Jungen haben mehr Selbstbewusstsein. Insgesamt geht es dieser Minderheit jedoch nicht so gut. Es fehlt an Standplätzen – und damit an Lebensraum –, und die Industrialisierung hat ihre Tätigkeiten weggeputzt. Wer lässt heute noch Messer schleifen?

Heuer feiert die Pro Juventute das 100-jährige Bestehen. Das dunkle Kapitel wurde an der 1.-August-Feier auf dem Rütli am Rande thematisiert. Reicht das?

Nein, das Thema wird nach wie vor unter den Teppich gekehrt. Die Pro Juventute könnte sich beispielsweise einsetzen, die Kinder der Landstrasse in die Schulbücher zu bringen.  Denn dort gehört ihre Geschichte hin. (mry)

Dieser Text erschien am 8. Oktober im «Bund.» (pdf)

Langes Warten auf Torres
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Die Euro ist vorbei – und schon stehen die Fussballhelden wieder  auf Schweizer Rasen: In Interlaken kicken sich seit gestern die  Stars des FC Liverpool fit. Nur die Europameister fehlen.

Der Rasen vor dem Bildungszentrum Interlaken (BZI) im Bödeli liegt da wie immer – er ist grün und durchnässt vom kalten Regen. Nichts deutet darauf hin, dass hier in weniger als einer Stunde an diesem Sonntagabend Weltstars auftauchen werden: Der FC Liverpool wird sich hier während neun Tagen fit kicken. Und das Beste daran: Zum Team gehören auch Torres und drei weitere Europameister. Die Ruhe täuscht denn auch: Hinter dem Absperrgitter gehen einige Herren hektisch auf und ab. Die ersten Zuschauer sichern sich auf der Tribüne einen Platz. Die Mähmaschine dreht ihre Runden.

«Das Gras sei noch zu lang, hat man mir gesagt», sagt Max Lauener. Der grüne Teppich wird deshalb noch einmal frisch frisiert: 23 Millimeter lang muss er sein. «Und zwar haargenau.» Der Hauswart der Sportanlagen ist für die perfekten Trainingsbedingungen verantwortlich. Es gehe hektisch zu und her, so kurz vor der Ankunft der Weltstars. Aber es werde «ein Highlight», sie hautnah zu erleben. Lauener ist einer der wenigen, die Zugang zu den Spielern haben. Sie wollten absolute Ruhe, sagt er. Bereits vorigen Sommer waren die «Reds» in Interlaken im «Lager». Im Luxushotel Victoria-Jungfrau haben sie zwei Etagen bezogen – auch hier leben die laut Lauener «wortkargen» Spieler abgeschottet von der Öffentlichkeit.

Zwei Balljungs melden sich an. Nervös und mit glänzenden Augen. Sie gehören zu den sechs Glücklichen, die den von den Stars aus dem Feld gekickten Bällen nachrennen dürfen. «Ich bin ganz aufgeregt», sagt der 13-jährige Elia von Allmen. Gerrard, Torres, Degen – alle werde er hautnah erleben. In der Schule seien sie ganz neidisch auf ihn. «Vielleicht werde ich sogar mit ihnen reden können!» Vielleicht. Presseinterviews jedenfalls geben die Hünen keine. Fotografen sind nur im Zuschauerraum erlaubt. Nur so habe man dafür sorgen können, dass die englische Presse zu Hause bleibe, sagt ein Betreuer, der nicht genannt werden möchte.

Der Regen wird stärker, die Spieler tauchen plötzlich auf. Helfer verteilen auf dem Rasen rote und weisse Hütchen. Ein Murmeln geht durch die rund 200 Zuschauer, die unter ihren Regenschirmen auf der spärlich besetzten Tribüne stehen. Manch einer nimmt den Feldstecher und beobachtet die Spieler, die in schwarzen Trainingsanzügen im Trockenen stehen und in den Regen starren. «Wo ist Torres?» Das ist die Frage des Abends. Von ihm und den drei weiteren Europameistern fehlt jede Spur. Doch die Spieler sind weit weg. «Wir werden Torres schon noch erblicken», sagt ein Vater zu seinem ungeduldigen Sohn.

Die Kicker starten nun, joggen ruhig im strömenden Regen um den Fussballplatz. Einige lächeln, als sie an den Zuschauern vorbeilaufen. Während die Öffentlichkeit in England ganz von den Trainings ausgeschlossen ist, dürfen die Zuschauer hier in Interlaken immerhin in einer markierten Zone am Rand zuschauen. Und wer Glück hat, ergattert sogar ein Autogramm, wenn die 28 Spieler mit ihren 12 Trainern und Betreuern mit dem Velo im Trainingszentrum ankommen. Interlaken ist stolz auf die prominenten Kicker: Nachdem es nicht gelungen sei, eine Euro-Mannschaft nach Interlaken zu locken, sei das Trainingslager des FC Liverpool «mehr als nur ein Trostpflaster», schrieb die «Jungfrau Zeitung» euphorisch.

Die Fussballstars verteilen sich auf dem Feld, spielen sich ein. Man hört Rufe, Trainer Rafa Benitez schreit der Mannschaft Anweisungen zu. Die Zuschauer harren wie erstarrt im Regen. «Da ist Degen! Der mit den weissen Socken!», ruft ein Mann mit Feldstecher. Immerhin. «Doch wo ist Torres?» Die Europameister sind nicht da. Sie seien in den Ferien, spricht sich herum. Die Enttäuschung ist gross im Bödeli. Und der Regen wird immer stärker.

Text: Manuela Ryter

Dieser Artikel erschien am 14. Juli 2008 im "Bund".

Von der Liebe zu Autos und Frauen
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Mit einem Tuning-Fan an der Auto-Emotionen-Messe in Bern.​

Violett schimmert Daniel Siegrists Auto. Das heisst, je nach Licht. Von hinten schimmert der tiefer gelegte Wagen mit dem futuristischen Heckflügel eher rötlich. Oder ist er blau? Kamäleon heisse diese Farbe - das sei ein Lack mit Goldstaub, 1000 Franken pro Liter, erklärt Siegrists Freundin Franziska Wernli. Sie ist Autolackiererin. Er ist Automechaniker. Das Auto war einmal ein blauer VW Vento 6 Zylinder. Nun ist der geheimnisvoll schimmernde Wagen ein Unikat. Genau wie all die anderen glänzenden, dröhnenden und tönenden Tuning-Autos auf dem Gelände der Auto-Emotionen-Messe an der BEA. Hier ging es drei Tage lang um breite Räder und verchromte Felgen, um Turbolärm und hämmernde Bässe. Und um Frauen. Doch dazu später.

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Ein richtiger Tuning-Freak kauft kein präpariertes Fahrzeug. «Ich habe die gesamte Carrosserie des Autos selbst zerlegt», sagt Daniel Siegrist und zeigt stolz seinen Wagen, den er als Besucher auf dem Ausstellungsplatz präsentiert. Er grüsst hier und dort, man kennt sich in der Szene. Der Kotflügel wurde verbreitert, damit die breiten Räder darunter passten. Siegrist schweisste auch eine neue Motorhaube an, wechselte Auspuff und Seitenspiegel für den Sportlook, entfernte alle Kennzeichen der Automarke. Auch Stossstangen und Seitenschweller seien neu, damit das Auto tiefer liege. Und im Innenraum fehlen natürlich auch die Sportsitze und eine 2500-Watt-Musikanlage mit Verstärker nicht. «Den Motor habe ich erst zum Teil verchromt», sagt Siegrist - ein Tuning-Auto sei nie fertig, da sei immer etwas zu verbessern. Er sei ein Perfektionist, «doch das geht ins Geld» - sechs Monate Arbeit und 25 000 Franken habe er bisher ins Aufpeppen dieses Autos investiert, sagt der 25-Jährige aus Reconvilier und lässt den Motor aufbrausen. «Ein schöner Lärm, nicht?» fragt er und lacht.

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Die Ausstellungshallen, in denen Tuning-Clubs ihre Wagen präsentieren und Firmen Felgen, Stossdämpfer und Hifi-Anlagen anbieten, hat sich Siegrist schon mehrere Male angesehen. Technobässe hämmern aus unzähligen Autoboxen und vermischen sich mit dem Stimmengewirr der Besucher - 22 000 waren es insgeamt, 7000 mehr als letztes Jahr. Es gebe nicht nur Sportwagen, sondern auch alte Autos, die getunt seien, sagt Siegrist und zeigt auf einen VW-Käfer. Schliesslich gehe es beim Tuning um schöne Autos und nicht um schnelle. «Rasen würde ich mit einem getunten Auto nie. Der Look ist wichtiger.» Man könne es aber auch übertreiben, sagt Siegrist und zeigt auf einen ausgestellten Wagen, der im Takt der Musik aufblitzt und den Boden blau beleuchtet. Ihm gefielen dezenter aufgepeppte Wagen besser. «Ich möchte lieber auf den zweiten Blick auffallen.» Aber jeder habe seinen Stil, sein eigenes Auto - das mache Tuning ja gerade so spannend.

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Liebe sei es nicht, die er für Autos empfinde, es sei eher Leidenschaft - «man liebt ja nicht Autos, sondern Menschen», sagt der Automechaniker und beobachtet, wie sich die Kandidatinnen der Miss-Auto-Emotionen-Wahl gerade auf den Formel-1-Wagen räkeln. Schöne Autos, schöne Musik und schöne Frauen, das passe zueinander, sagt er. Aber schliesslich zählten in der Liebe nicht nur äussere Werte. Beim Auto schon.

Text: Manuela Ryter

Dieses Feature erschien am 19. September 2005 im "Bund".​

Schönheitsputzete und Schmusestunde
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Tierisches Aufwachen an der BEA

Putzen, füttern, striegeln, streicheln - auf dem BEA-Gelände geht der Tag schon lange vor den ersten Besuchern los. Kühe werden gemolken, Rennschweine auf Trab gehalten - nur die Fohlen bleiben liegen.

Lilian, von edler Rasse - «Red Holstein», steht auf der Tafel über ihr -, macht grosse Augen, dreht den Kopf und schaut im BEA-Zelt umher, blinzelt und schnuppert am Stroh, in welches sie weich gebettet liegt. Gleichgültig schaut sie zu ihrer Nachbarin hinüber - es ist eine Simmentaler Fleckviehkuh - und gibt keinen Laut von sich. Es ist noch früh, die BEA-Hallen sind fast menschenleer, doch Lilian ist schon gemolken, gewaschen und gestriegelt, ihr Bauch ist gefüllt, das Stroh gewechselt. Lilian ist eine gemütliche Kuh. Und gemütliche Kühe kauen auch gemütlich vor sich hin, wenn sie herausgeputzt mit rund hundert Hinterwäldler Chälbli, Eringer Kampfkühen und Charolais-Rindern in einer Ausstellungshalle liegen, in Auslaufboxen oder, wie Lilian, schön in einer Reihe.

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Ganz so gemütlich nimmt es die Stallmannschaft zwei Stunden vor Türöffnung der BEA nicht, doch auch sie lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Gemächlich führen die Landwirte Neptun, Blümchen und Coletta nach draussen, duschen und schrubben sie, bis sie dampfen, während der Tierarzt seine Runden macht. Punkt 9 Uhr müssen die Tiere bereit sein für den Ansturm tierliebender Städter, fachsimpelnder Landwirte und kreischender Kinder, doch noch ist es still, ja fast bedächtig still in den Hallen. Nur aus der Ecke der Jungzüchter trällert leichte Popmusik.

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Die Musik sei zur Unterhaltung, sagt Adrian von Känel aus Aeschiried, während er das Melkgeschirr abspült. Und für die Kühe sei sie ein Signal, «dass es losgeht». Bereits um 4 Uhr werden die Tiere gemolken, damit sie um 16 Uhr für das grosse Schaumelken bereit sind. Das mache ihm nichts aus, sagt der 20-jährige von Känel - schliesslich sei es eine grosse Ehre, ja gar der Bubentraum eines jeden Landwirts, einmal BEA-Melker zu sein. Nicht nur Melken und Ausmisten - auch Streicheln gehöre zur morgendlichen Tätigkeit, sagt Tabea Kobel, denn «auch Kühe brauchen Zuneigung». Einige seien richtige «Hätschelis», sagt die junge Landwirtin, manche Tiere stellten sich ihr jeweils gar in den Weg, damit sie sie «chräbele».

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In der Pferdehalle ist der Betrieb lebhafter, es wird gewiehert und geschnaubt - nur die Fohlen liegen noch schläfrig im Stroh. Nicht so Darkys Reckless: Das schwarze «Füli» tollt sich übermütig aus - es werde mit jedem BEA-Tag frecher, sagt seine Besitzerin. Ein Fohlen leckt die letzten Flocken aus dem Futtertrog, während nebenan Flamenco wütend schnaubt: Tarifa, «seine» trächtige Stute, wurde kurz aus ihrer Box entführt, damit diese gereinigt werden kann. Das BEA-Gelände erwacht langsam, auch wenn die Wege zwischen den Hallen noch leer sind. Aussteller, Züchter und Brezelbäcker putzen ihre Stände, die Rennschweine werden auf Trab gehalten, und auch die wolligen Lamas stellen sich allmählich auf ihre Beine und knabbern am saftigen Gras.

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Die Uhr schlägt neun, und schon kommen Familien, ältere Ehepaare, pubertierende Jugendliche, Landwirte in Helly-Hansen-Jacken. Kinder mit roten Backen drängeln zu den Berner Sennenhunden, streicheln die Geissen, quetschen sich zu den rosaroten «Säuli» und kraulen sie hinter den Ohren, langen durch die Gitterstäbe zu den «Fülis», streicheln die Hasen im Gehege. Und als um 10 Uhr das Säulirennen losgeht, wird um freie Plätze gekämpft. Draussen hat sich das Areal gefüllt, das Riesenrad dreht seine Runden, es riecht nach Bratwurst und Magenbrot. Eine Hexe krächzt aus einem Lebkuchenstand und ein Werbe-Gemüseschnetzler schnetzelt Zwiebeln und Karotten. Hunderte Besucher warten am Eingang, drängeln und drücken.

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Lilian zerkaut indes ein neues Büschel Heu. Sie lässt sich mustern und bewundern, macht grosse Augen, kaut und blinzelt. Gleichgültiger als je zuvor.

Text: Manuela Ryter

Dieses Feature erschien am 6. Mai 2005 im "Bund".​

«Nervös wie vor der Hochzeit»

Rania Bahnan Büechis erste Sitzung im Berner Stadtrat.​

Auf der Treppe des Berner Rathauses wartet Rania Bahnan Büechi mitten im stolzen, um fünf Mitglieder gewachsenen GFL-Stadtratsgrüppchen. Etwas verloren steht sie da, elegant gekleidet in Jupe und Bluse, und lächelt verkrampft in die Kameras. Wie die anderen drei «Neuen» hält sie das grüne Pflänzchen, ein Begrüssungsgeschenk ihrer Fraktion, fest in ihren Händen.

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Sie sei unglaublich nervös, sagt sie, «wie vor meiner Hochzeit». Rania Bahnan Büechi lacht beim Reden und schaut sich aufgeregt um. Der Platz vor dem Rathaus füllt sich allmählich, die Politiker trudeln ein und begrüssen sich zur ersten Sitzung des neu besetzten Stadtrats. Sie kenne kaum jemand von ihnen, sagt Bahnan. Kurz zuvor habe sie bei einer Einführung die 21 weiteren neuen Stadträte und Stadträtinnen kennen gelernt. Sie sei etwas zu spät gekommen, in der Aufregung an den falschen Ort gegangen. Sie sei heute sowieso etwas zerstreut - den Sitzplan habe sie vergessen, das Handy auch.

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Bisher habe sie immer gedacht, es gehe ja erst im Januar los, jetzt aber gelte es ernst. Bahnan betritt das Rathaus, in der einen Hand die violette Jacke, in der anderen das Pflänzchen, und schaut sich etwas unsicher in der riesigen Eingangshalle um. «Schön ist es hier», sagt sie, als sie die Treppe hinaufsteigt und in die Wandelhalle mit den roten Sesseln kommt. Ein Hauch von Stolz gleitet über ihr Gesicht.

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«Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal Politikerin werde», sagt Bahnan. Mit ihrer Wahl habe niemand gerechnet, weder sie noch die Partei. Bis im Frühling 2004 war die Palästinenserin, die in Libanon aufgewachsen ist, in den USA studiert hat und 1992 mit ihrem Mann - einem Appenzeller - nach Bern kam, parteilos. Dann wurde sie von der GFL für eine Kandidatur angefragt. «Die Partei wollte Migrantinnen ein Gesicht geben», sagt sie.

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Bahnan wurde überrumpelt. Heute freut sich die 41-Jährige jedoch, dass es so gekommen ist: «Es ist eine grosse Herausforderung, aber genau das mag ich.» Zwei Fraktionssitzungen hat sie schon hinter sich - die Themen «Wie halte ich eine Rede» oder «Wie mache ich ein Postulat» stehen noch an. Bahnan geht langsam in den Ratssaal, sucht ihre Parteikollegen und setzt sich an ihren Platz neben GFL-Fraktionspräsident Ueli Stückelberger. Das grüne Pflänzchen stellt sie vor sich aufs Pult. «Ich hoffe, dass es in den vier Jahren wachsen wird.»

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Als Politikerin kennt man Bahnan in Bern noch nicht - als Expertin in Migrationsfragen hat sie sich jedoch einen Namen gemacht: In einem IKRK-Interventionszentrum fand sie ihren ersten Job in der Schweiz, dann wechselte sie zum Migrantinnenprojekt Wisdonna des Christlichen Friedensdienstes. Sie gründete die Fachstelle für Medizinische Hilfe für illegalisierte Frauen «MeBif», gibt neben ihrer Arbeit als Psychotherapeutin Kurse zum Thema Migration, ist in Vereinen für palästinensische Migranten aktiv, und bis vor kurzem sass sie in der Fachkommission für Integration der Stadt Bern.

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«Migration und die Sans-papiers werden auch im Stadtrat meine Anliegen sein», sagt Bahnan. Sie habe nicht die Illusion, als Stadträtin die Welt zu verändern, «aber es wäre schön, in Bern etwas zu bewegen». Bei ihrer Arbeit mit den Migrantinnen sei sie immer wieder an «strukturelle Barrieren» gestossen, das habe ihr Bedürfnis, etwas zu verändern, geweckt.

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Nun sitzt Rania Bahnan Büechi aber noch ruhig an ihrem Pult und hört gespannt der Begrüssungsrede des neu gewählten Stadtratspräsidenten Philippe Müller zu. Und als die Kommissionen gewählt werden, streckt sie mit den anderen ihre Hand hoch. Hilfsbereit deckt Stückelberger seine «Neuen» mit Erklärungen ein.

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Als Migrantin Berner Politikerin zu sein, darauf ist Rania Bahnan Büechi stolz. Die Kandidatur habe sie jedoch viel Überwindung gekostet, «ich war - wie die meisten Migrantinnen - zu scheu», sagt sie. Die Hemmschwelle, in einem fremden Land politisch aktiv zu werden, sei riesig. Bern sei heute ihre Heimat. Politik sei eine Art, diese Heimat kennen zu lernen. «Ich will dort, wo ich wohne, auch partizipieren.» Bisher habe sie dazu nie Gelegenheit gehabt, denn: Seit ihrer Geburt lebte sie als Migrantin im Ausland - in Palästina war sie noch nie.

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Früh ist die erste Stadtratssitzung beendet. Beim Apéro plaudert Bahnan gelöst und ruhig mit «bekannten Gesichtern» - die meisten aus der SP. Es sei schon eine andere Welt, sagt sie und lacht - sie fühle sich jedoch wohler, als sie gedacht habe. Sie lasse nun alles auf sich zukommen. Und dann werde auch sie etwas dazu beitragen, «dass ein neuer Wind aufkommt». Denn in Sachen Migration könne Bern diesen gebrauchen.

Text: Manuela Ryter
Dieses Feature erschien am 14. Januar 2005 im "Bund".​
Stille, Sturm und der letzte Zopf
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Zibelemärit am Morgen, am Mittag und am Abend: Das Berner Konfetti-Glühwein-Zwiebelkuchenfest, beobachtet auf dem Bärenplatz.

Bedächtig und still ist es um halb fünf Uhr früh auf dem Bärenplatz. Die Zwiebeln liegen bereit, Zwiebelzöpfe, Zwiebelkörbchen, Zwiebelketten, Zwiebeligel. Die Erzeugnisse wochenlanger Arbeit flinker und kräftiger Hände. Der eine oder andere Zopf wird zurechtgelegt, fröstelnd stehen die Verkäuferinnen in der dunklen Nacht hinter dem Stand an der Ecke zur Spitalgasse und warten auf den grossen Ansturm.

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Händereibend werfen sie sich kurze Blicke zu, schenken sich aus der Thermosflasche heissen Kaffee ein und beobachten durch die aufgehängten Zwiebeln hindurch das leise Treiben auf dem Platz. Ein Stand säumt den anderen: Hier werden Kisten voller Zwiebeln unter den Ständen verstaut, dort die farbigen Zuckerzibeli-Ketten aufgetürmt. Die echten schmecken immer noch nach Pfefferminze.

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Erste Besucher tauchen auf, sie gucken sich die Zwiebeln flüchtig an und spazieren am Stand vorbei. Von schräg gegenüber duftet es nach heissem Glühwein und Chnoblibrot. Das passende Frühstück am Zibelemärit, wie jedes Jahr am vierten Montag im November. Links stapelt ein Mann Kisten - sie sind vollgepackt mit Gummihämmern und Konfettisäcklein, säuberlich abgepackt à je hundert Gramm. Bern schläft noch. Doch nicht mehr lange.

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Die fünfte Stunde hat noch nicht geschlagen, als sich die Strassen füllen. Immer mehr verschlafene Gesichter und leuchtende Kinderaugen sind zu sehen. Aus den Individuen wird eine Menschenmasse. Man schaut und staunt und zieht vorbei. Mit jedem einfahrenden Zug und Bus wird es enger und festlicher in den Berner Gassen. Der Lärmpegel steigt an, der Geruch von Glühwein und Knoblauchbrot vermischt sich mit dem von Käsekuchen und Marroni.

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Im Käfigturm schlägt es sechs, doch das Glockengeläut geht unter im Stimmengewirr, der Zibelemärit ist voll im Gang. Nur die gewohnte Kälte fehlt. Glühwein wird trotzdem reichlich getrunken. Und es wird gelacht. Wann darf man schon so viele Streiche spielen wie am Zibelemärit? Wie Piraten sehen die Konfettischützen aus in ihren wollenen Mützen, tief in die Gesichter gezogen. Die meisten schiessen aus dem Hinterhalt und zielen vorzugsweise auf offene Münder. Einige sind mit orangen Plastikpistolen ausgerüstet, oder sie attackieren mit quietschenden Hämmern. Jeder Volltreffer wird mit Kreischen oder Johlen, entschuldigendem Lächeln oder spöttischem Gegröle quittiert.

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Der Morgen graut und das silbrig-rot-blau-gelbe Konfettigemisch bedeckt wie frisch gefallener Schnee den Boden. Die müden Gesichter mit den Glühwein-geröteten Backen gehen zur Arbeit. Jetzt kommt die Stunde der Rentnerinnen und der Car-Touristen. Aus der Romandie, aus Deutschland und aus Frankreich kämen sie, sagt eine Zwiebelverkäuferin. Sie seien sehr interessiert am Zibelemärit, an dessen Tradition und Handwerk. Die Zwiebelzöpfe gehen weg wie warme Semmeln. Der kleine Zwiebeligel kostet 3.50, der grösste Zopf 70 Franken. Einen grossen habe sie schon verkauft, sagt die Verkäuferin. In ihren Haaren hängen silbrige Konfetti.

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Mit fortschreitender Zeit verdichtet sich auch die Menge auf dem Bärenplatz wieder. Herausgeputzte Jungs stehen cool herum, Kinder geniessen ihre Konfetti schmeissenden Väter und filmende Japaner dokumentieren das Schweizervolk. Hinter der Verkäuferin am Stand neben dem Vatter spielt ein Strassenmusiker lässig an die Wand gelehnt Akkordeon und schaut dem wilden Treiben zu, als gehöre er nicht in diese Welt. Seine Musik vermischt sich mit dem poppigen Sound von rechts und den Panflötentönen von links. Mit den Farben und Gerüchen. Die Verkäuferin betrachtet die farbigen Zwiebelzöpfe auf dem Tisch. Es sind die letzten.

Text: Manuela Ryter

Dieser Artikel erschien am 23. November 2004 im "Bund". ​

Spiel im tanzenden Wasser
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DER NEUE BUNDESPLATZ 

Spiel im tanzenden Wasser

Entworfen wurde das Wasserspiel auf dem Bundesplatz aus Angst vor einem menschenleeren Platz. Nun wird es zum Publikumsliebling: Tagtäglich ziehen die Fontänen Scharen von Touristen und Einheimischen an - begeistert spielen sie im sprudelnden Wasser.

«Ob die Stadt dieses Mädchen extra für die Show engagiert hat?» fragt ein spanischer Tourist seine Freunde und beobachtet fasziniert den Solotanz eines braun gebrannten Mädchens in den rhythmisch in die Höhe sprudelnden Fontänen des neuen Bundesplatzes. Die Arme in der Luft, wie eine Ballerina, hüpft und springt es in einem türkisfarbenen Badeanzug durch die Wasserspritzer und geniesst sichtlich das kühle Nass und das staunende Publikum: Rund 200 Leute stehen um das Wasserspiel und schauen ihrem kindlich-sorglosen Tanzen zu. Manch einer wird sich in diesem Moment wünschen, ein Kind zu sein.

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Das 18-minütige Wasserspiel auf dem neuen Bundesplatz ist zu einem Spiel zwischen Zuschauern und Wasser geworden. Es spielt immer von 11 bis 23 Uhr, nur dienstags und samstags erst ab 14 Uhr, und wird jede halbe Stunde wiederholt. Die sprudelnden Fontänen folgen einer Choreografie und verändern sich laufend.

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Mit Sprüchen und auffordernden Blicken drängt die Spaniergruppe ihren Freund, Ivan aus Madrid, sich auch auf das nasse Feld zu wagen. Doch er lehnt den Vorschlag ab - er habe keine anderen Kleider dabei - und bleibt in der sommerlichen Hitze stehen. Reizen würde es ihn schon, gibt er zu. Auf jeden Fall sei dieser Platz phantastisch, er sei begeistert von der Schönheit dieser Stadt.

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Die Wasserfontänen sprudeln im Takt, mal schneller und höher, dann wieder langsamer und tiefer. Jetzt spritzt es hier, jetzt dort und jetzt aus allen Düsen gleichzeitig. Das Wasser schiesst direkt aus dem nassen Stein in die Höhe - «bis dört obe», sagt die vierjährige Anaïs, streckt die Arme und zeigt zum Dach der Kantonalbank. Mit der Körpergrösse verschieben sich die Dimensionen. Die Wassertropfen, so weit oben angelangt, glitzern in der Sonne und plätschern wieder zu Boden. Anaïs freuts und fragt die Mutter immer wieder: «Darf i no mal?», doch diese will gehen. «Jetzt muss ich jedes Mal, wenn ich in die Stadt komme, die Badesachen mitnehmen», sagt sie. Dieses Mal hätten es die Unterhosen getan - auch wenn einige Leute gemeckert hätten, dass dies eine Sauerei sei.

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Die Kleine im türkisfarbenen Badeanzug hüpft noch immer allein durch die Fontänen - keiner hat es gewagt, ihr die Schau zu stehlen. Andere Kinder, denen verboten wurde, nass zu werden, beobachten sie mit neidischem Blick. Doch auch ausserhalb der sprudelnden Fläche haben sie ihren Spass: Zwei japanische Knirpse wagen sich von aussen heran und kreischen vor Freude, sobald sie die Düsen berühren. Da sprudeln die Fontänen gleichmässiger. Der Vater nimmt die beiden an den Händen und rennt mit ihnen über den Platz, ohne dabei nass zu werden. Die Menschentraube lacht. Das Wasserspiel ist zu einem kollektiven Plausch geworden. Noch nie habe er solche Begeisterung für ein Projekt erlebt, sagt Paul Müller, Direktionsadjunkt der Direktion für Planung, Verkehr und Tiefbau der Stadt Bern. Der Platz rege die Emotionen der Menschen an.

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Diese Euphorie für den Platz hatten weder Politiker noch die Architekten erwartet: Das Wasserspiel wurde aus Angst vor einem menschenleeren Platz entworfen - um ihm Bewegung zu geben, hiess es. Sie wollten etwas Schlichtes, kein Denkmal - schliesslich sei das Bundeshaus Denkmal genug. Nun stehlen die Fontänen dem Bundeshaus die Schau.

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Jetzt wagt sich auch die Menge näher ran: Da rast einer mit dem Fahrrad, ein anderer mit dem Kinderwagen über den spritzenden Platz, durch Fontänen und die Schar kreischender Kinder in Unterhosen. Ein Junge steht laut lachend mit dem Fuss auf eine Düse, so dass sie seinem Vater ins Gesicht spritzt; ein anderer Knirps macht ein paar unbeholfene Schrittchen auf eine Fontäne zu und quietscht vor Freude - seine Grossmutter rennt ihm ängstlich hinterher und zieht ihn vom Wasser weg. Der Grossvater nimmts gelassen. «Wir sind extra wegen dem neuen Wasserspiel aus Freiburg gekommen», sagt er. Das Berner Wasserspiel wird zum beliebten Ausflugsziel.

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Fotoapparate und Videokameras werden gezückt; zaghaft stehen auch die Erwachsenen zwischen die Fontänen, lächeln fürs Foto und riskieren dafür einige Spritzer. Auch Ivan, der Spanier, und seine Freunde stehen plötzlich mitten im Platschen und Rauschen, rufen «España, España», posieren für ein Erinnerungsfoto und werden nass. «Dieser Brunnen ist nicht zur Dekoration da, sondern damit die Leute Spass haben», ruft Ivan. Die 18 Minuten gehen dem Ende zu, am Schluss spritzt das Wasser bis weit in die Höhe - die Menschen flüchten sich ins Trockene. Nur das braungebrannte Mädchen tänzelt noch immer mit ausgestreckten Armen zwischen den Fontänen.

Text: Manuela Ryter

Dieser Artikel erschien am 13. August 2004 im "Bund".​